Die WAZ schreibt über Kamal

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Persische Klänge auf dem rund 3000 Jahre alten Santur

Kamal Mazlumi vom Duo „santur|guitar.duo": Weltmusik aus Gelsenkirchen

Kamal Mazlumi ist ein Virtuose auf dem typischen Instrument seiner persischen Heimat: auf dem fast 100saitigen Santur. Mazlumi ist der eine Teil des Weltmusik-Duos „„santur|guitar.duo"". Der andere ist Gitarrist Gerd Klingenstein.

Zusammen treten die beiden bis zu 50mal pro Jahr auf. Die Popularität von „„santur|guitar.duo"",1982 gegründet, hat längst bundesweite Ausmaße erreicht. Das Duo konzertiert ebenso in Kiel oder Bremen wie in Nürnberg.

Der Musikstil von „„santur|guitar.duo"" bewegt sich zwischen den Sparten. Jazz, Folklore, Klassik, Weltmusik - Mazlumi ist die Kategorie egal. „Wir spielen, was uns Freude macht. Wir nehmen mehr oder minder be­kannte Themen und Kompositionen, schreiben sie um, arrangieren sie neu für unseren Spezialklang." Die Synthese von Gitarre und Hackbrett, der deutsche Name für die im Mittealter nach Europa gebrachte Santur, sei „reizvoll, ungewöhnlich, stimmig".

Kamal Mazlumi wollte Bauingenieur werden. Er studierte in Bochum und Essen, doch dann erwachte seine alte Liebe, die Musik. Er verschrieb sich ganz der Muse. Heute ist er Musiklehrer für Violine („Sie war für mich noch vor der Santur da."). Seit 16 Jahren lebt er in Gelsenkirchen.

Schon König David hat in der Bibel von „Harfe und Psalter" gesprochen. Damit sei das hohe Alter des Santur belegt. Ein babylonisches Steinrelief dokumentiere das uralte Instrument.

Als der Schah 1979 sein Land verlassen musste und Khomeinis schiitischer Revolutionsrat das Kommando übernahm, wurde die Musik aus religiösen Gründen im Iran ins Abseits gedrängt. Nur über den Umweg der Mystik hat sich im Iran eine musikalische Kultur halten können.

Musiker hätten es dennoch weiterhin schwer in seiner alten Heimat. So bringt er im „„santur|guitar.duo""-Repertoire die traditionellen persischen Melodiestrukturen (Modus) mit sieben Grundmustern und über 200 abgeleiteten Versionen unter.

Zwei Klöppel aus Buchsbaum

Das trapezförmige Instrument aus Nussbaum wird mit zwei Klöppeln aus Buchsbaum geschlagen: das ergibt einen silbrigen, feinen, für Mystiker einen „engelsnahen, himmlischen Klang". Mazlumi hat seine Santur nach dem europäischen wohltemperierten Intervallsystem gestimmt - die alte persische, mit arabischen Elementen gepaarte Musik kenne diese Stimmung nicht. „Aber um notierte europäische und amerikanische Stücke spielen zu können, war diese Anpassung erforderlich."

Am liebsten führt er seinem Auditorium den „Wechselgesang zwischen Europa und Orient" vor. Dann spielt er auf der Violine persische Modus-Melodien und auf dem Santur Hits aus Jazz oder Pop. Mazlumi, der Weltmusiker. HJL


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